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2017

CÉCILE BARGUES

Kunsthistorikerin und Kuratorin, Paris

Jean Arp, Sophie Taeuber-Arp und das Nachleben von Dada. Überlegungen zur Dialektik von Dekonstruktion und (Re-)Konstruktion

Die Recherchen von Cécile Bargues während ihres Stipendiums dienen zum einen dazu, eine Ausstellung vorzubereiten und zum anderen das Werk von Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp im Kontext des Nachlebens der Dada-Bewegung zu untersuchen. Ihre Forschungen zu Hans Arp, Sophie Taeuber-Arp und Ellsworth Kelly bilden die Grundlage für die Sektion einer Ausstellung zur Kunst in Westeuropa zwischen 1948-1965, die sie derzeit am Musée moderne de la Ville de Paris als Co-Kuratorin vorbereitet. Das Forschungsinteresse von Frau Bargues konzentriert sich dabei auf Aspekte von Modularität, Zufall und Anonymität, die sowohl in den Dada-Gemeinschaftsarbeiten von Arp und Taeuber-Arp zum Ausdruck kommen als auch später in Werken von Ellsworth Kelly nach dessen Begegnung mit Arp.In einem zweiten Schritt widmet sich Cécile Bargues während ihres Stipendiums dem Nachleben der Dada-Bewegung. Hierbei möchte sie die Dialektik von Dekonstruktion und (Re-)Konstruktion aus einer historischen, materiellen und objektbasierten Perspektive erforschen. Da die Kunst der Dada-Zeit ab den 1930er-Jahren unter der Repression autoritärer und totalitärer Regime litt, möchte Frau Bargues Informationen über die Zerstörung und den Verlust von Werken dieser Zeit zusammentragen und auswerten, eingeschlossen der Werke von Arp und Taeuber-Arp. Bargues verfolgt dabei die Absicht, die Geschichte der Objekte zu rekonstruieren und den Moment des Vergessens, der Zerstreuung und des Exils festzuhalten. Daran anschließend wird sich Frau Bargues mit Reproduktionen beschäftigen, die nach dem Zweiten Weltkrieg im Zusammenhang mit Ausstellungen und Publikationen der Dada-Periode aufkommen. So rekonstruierte Arp nicht nur seine eigenen Arbeiten, sondern auch Werke von Sophie Taeuber-Arp und anderen Künstler (z. B. Marcel Janco). Diese „Remakes“ sollen mit anderen, ähnlichen dadaistischen Herangehensweisen verglichen werden, etwa mit Arbeiten von Marcel Janco, Hans Richter oder Raul Hausmann. Frau Bargues stellt in diesem Zusammenhang Fragen nach der Bedeutung von Kunst als Überlebensstrategie oder als Erinnerungsstücke. Zudem werden Aspekte berücksichtigt, wie der Kampf der Künstler gegen das Vergessen und das Schaffen einer eigenen Geschichte. Es wird die Frage gestellt nach der spezifischen Qualität von Kunst als Spur, als Archiv und als dauerhaft bleibendes Abbild.



ALESSANDRO FERRARO

Kunsthistoriker, Genua

Die Arps und ihre Künstlerkollegen in den 1940er-Jahren – Die Grasse-Gruppe

Alessandro Ferraro beschäftigt sich während seines Forschungsaufenthaltes mit den Mitgliedern der sogenannten Grasse-Gruppe, einem losen Zusammenschluss von Künstlern, die sich zu Beginn der 1940er Jahre in Grasse einer kleinen Stadt in Südfrankreich zusammengefunden hatten. Zum einen möchte er das gesamte Material zur Gruppe Grasse sichten, um so die künstlerischen Beiträge der einzelnen Künstler in dieser Zeit besser bewerten zu können. Zum anderen richtet Herr Ferraro seinen Blick auf Hans Arps und Sophie Taeuber-Arps Zeit in Grasse, wobei er sowohl biografische als auch künstlerische Aspekte berücksichtigen wird. Seinen Fokus legt Ferraro dabei vor allem auf die von Hans Arp, Sonia Delaunay, Alberto Magnelli und Sophie Taeuber-Arp gemeinschaftlich gestaltete Grafikmappe Aux Norritures Terrestres, die erst 1950 verlegt werden konnte, sieben Jahre nach dem Tod Sophie Taeuber-Arps. Im Kontext dieser Analyse sollen auch die anderen Arbeiten von Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp berücksichtigt werden, die in dieser Periode entstanden sind, wie Hans Arps Gedichte oder Sophie Taeuber-Arps Landschaftszeichnungen, die sich zum Teil im Musée d’art et d’histoire de Provence befinden.

Bericht Alessandro Ferraro über seinen Forschungsaufenthalt in der Stiftung April/Mai 2017



MASASHI FUTAKAMI

Professor für Skulptur an der Hokkaido University of Education, Hokkaido

Eine Studie zur Lehrmethode abstrakter Skulptur basierend auf Hans Arps Formschaffen

Masashi Futakamis Ziel ist es, Hans Arps künstlerische Formensprache zu analysieren. Mit seinem Forschungsvorhaben, das auf einer Untersuchung der bildhauerischen Praxis von Arp basiert, möchte er einen neuen methodischen Ansatz für den Schulunterricht an japanischen Oberschulen entwickeln und Schülern Methoden zur Herstellung abstrakter Skulpturen vermitteln. Mit dieser Methode möchte Futakami eine größere Eigenständigkeit in der Entwicklung eigener Formen erreichen und so dem Kunstunterricht in Japan neue Impulse verleihen. Masashi Futakami möchte seinen dreimonatigen Forschungsaufenthalt in Berlin dazu nutzen, ein Fotoarchiv zu erstellen, das Hans Arps künstlerischen Formprozess zeigt ebenso wie die endgültig Form der Arpschen Skulpturen dokumentiert. Dieses Archiv soll dabei helfen, eine Grammatik des Arpschen Formprozesses zu erstellen. Die Untersuchung orientiert sich sowohl an den Studien zur visuellen Sprache bei György Kepes als auch an der skulpturalen Technik von László Moholy-Nagy und Wassily Kandinsky. Das Fotoarchiv von Arps Skulpturen und die Untersuchungsergebnisse zum Formprozess bei Arp bilden die Basis, neue Modelle zu entwickeln, um angehenden Kunststudenten abstrakte Bildhauerei zu lehren. Für Studenten höherer Semester plant Futakami seine Analysen des Arpschen Werkprozesses weiter zu vertiefen. Arps künstlerischer Formprozess soll in einem breiter gefächerten Kontext der Avantgardebewegungen eingeordnet werden und im Kontext der Kunst des Dadaismus und Surrealismus ebenso wie in dem der Gedichte und Essays Arps untersucht werden.

Forschungsbericht von Masashi Futakami



TESSA PANETH-POLLAK

Art Historian, Michigan State University, East Lansing

Definite Means: Arps „Cut-Outs“

Was ist ein „Cut-Out“? Kunsthistoriker bezeichnen mit diesem Begriff die Arbeiten von Henri Matisse, die dieser seit 1931 aus bunten Papieren ausgeschnitten hatte. Vornehmlich aber wurde der Begriff dazu verwendet, um diese späten Arbeiten von Matisse von seinen früheren papier collé und Collagen zu unterscheiden, die in der Tradition von Picasso und Braque stehen und allgemein als die innovativeren und radikaleren gelten. Die „Cut-Out“-Arbeiten an sich blieben jedoch bisher weitgehend unbeachtet. Die Untersuchung von Tessa Paneth-Pollak ist daher nicht nur die erste, die die Geschichte des „Cut-Out“ im 20. Jahrhundert beleuchtet, sondern gleichermaßen der erste Beitrag, der die Bedeutung des „Cut-Outs“ für die Kunst der Moderne herausstellt. Paneth-Pollak argumentiert, dass anders als in früheren Forschungen zur Collage die Künstler des 20. Jahrhunderts sich den „Cut-Outs“ zuwandten, um virulente Fragen über die abstrakte Kunst und über einige Schlüsselbegriffe der Moderne, wie dem Verhältnis von organisch und maschinell oder Vitalität und Gewalt zu verhandeln. Im Laufe ihrer bisherigen Studien stellte sich bereits heraus, dass Matisse’ berühmte „Cut-Outs“ mehr ein Kulminationspunkt als ein Ausgangspunkt waren. Daher sieht Paneth-Pollak Hans Arp als Schlüsselfigur in der Geschichte des „Cut-Outs“. Arp betrachte die „Cut-Outs“ als „festumrissene Aussage“ – als „definite means“ –, um auf die vier wichtigsten Techniken der Avantgarde zwischen 1910 und 1920 zu antworten: Collage, Abstraktion, Typographie und Fotomontage. Paneth-Pollak möchte ihren Forschungsaufenthalt in Berlin dazu nutzen, um ihre Kenntnisse über Hans Arp im Kontext des beschriebenen Projektes zu vertiefen.

Bericht Tessa Paneth-Pollak